Gestern hat mich ein Nachbar mit den Worten angesprochen: „Na, alles im grünen Bereich?“ Ich muss zugeben, dass bei mir das Gefühl, dass „alles im Grünen Bereich“ ist, im Alltag überwiegt. Dass es immer so wäre, wäre gelogen, aber meist bin ich zufrieden.
Ich gebe zu, dass die äußeren Umstände es einem leichter oder schwerer machen, dass man dein Gefühl der Zufriedenheit empfindet. Wenn du gesund bist, ein gutes, soziales Netzwerk hast und auch, wenn du finanziell abgesichert bist, dann fühlt sich das gut an.
Gerade letzteres war bei mir bei Weitem nicht immer so. Ich hatte lange Phasen, in denen ich hoffte, dass keine unerwartete Rechnung ins Haus flattert oder etwas kaputtgeht, weil das mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt hätte.
Der Autor des Hebräerbriefes erinnert mich an diese Zeit. In einem Vers heißt es: „Seid nicht hinter dem Geld her, sondern seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Denn Gott hat uns versprochen: »Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab.«“ (Hebräer 13,5 HfA).
Wenn mein Leben mal wieder auf dem Kopf stand (oder es heute noch tut), dann erinnert mich das an den zweiten Teil dieses Verses: Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, ist meine stets gegenwärtige Hilfe in Zeiten der Not und mein siegreicher Retter. Und er bleibt bei mir – immer.
Im Alltag scheinen wir das oft zu vergessen, zumindest wir Berliner, denn wir sind ganz schön große „Meckerköpfe“ und das, obwohl wir so viel haben, was die Menschen zur Zeit des Hebräerbriefes eben nicht hatten. Als der Brief verfasst wurde – wahrscheinlich zwischen 64 und 69 n. Chr. – herrschte Kaiser Nero im römischen Reich und verfolgte die Christen mit aller Härte.
Er nutzte ein Feuer in Rom, um eine brutale, staatlich angeordnete Christenverfolgung zu starten. Das bedeutete, dass die Männer und Frauen nicht nur ihren Besitz und ihre Arbeit verloren und somit große finanzielle Unsicherheit erlebten, sondern auch Gefängnis oder sogar den Tod fürchten mussten.
Das sind Umstände, in denen kaum jemand Zufriedenheit erwarten würde. Aber die Menschen damals haben durchgehalten und haben festgehalten, festgehalten an den Verheißungen Gottes, festgehalten an der Geschichte, die Gott mit seinem Volk schon geschrieben hatte und damit auch, dass er sich nie ändert.
Und genau damit haben sie anderen Menschen imponiert, denn ihr Glaube war stärker als jede Repression. Er war fest verwurzelt in den Geschichten des Alten Testaments. Gott hatte auch hier sein Volk nie verlassen. Er hatte es nach 400 Jahren Sklaverei und Unterdrückung aus Ägypten befreit und hatte es 40 Jahre lang durch die Wüste geführt.
Und er war immer gegenwärtig, durch eine Wolkensäule am Tag und eine Feuersäule in der Nacht. Die Leser des Hebräerbriefes wussten auch, wie Gott die Menschen in der Wüste versorgt hatte: mit Manna vom Himmel, mit Wachteln im Überfluss und mit Wasser, das aus einem Felsen floss – genug für alle Menschen und ihre Tiere.
Ich bin mir sicher, dass die Leser genau diese Geschichte vor Augen hatten, denn der Schreiber zitiert hier aus 5. Mose 31,6 (HfA): „Seid mutig und stark! Habt keine Angst und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern! Denn der HERR, euer Gott, geht mit euch. Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!«“
Ja, die äußeren Umstände machen es einem nicht immer leicht, besonders, wenn die schweren Zeiten andauern. Aber die Christen zu Zeiten von Kaiser Nero hatten, was wir oft verloren haben oder verlieren, wenn das Leben uns übel mitspielt: ein tiefes Vertrauen.
Auf uns bezogen möchte ich fast sagen: Die Tiefe unserer Zufriedenheit – ganz gleich in welcher Situation – spiegelt die Tiefe unseres Vertrauens wider. Die Lösung liegt also darin, unsere Beziehung zu Christus zu vertiefen, ihn zu bitten, uns seine treue Fürsorge in Erinnerung zu rufen und Seine Liebe zu empfangen – die Hand in Hand geht mit seiner Macht, Weisheit und Souveränität.
Je größer unser Vertrauen, desto mehr Tage, in denen „alles im grünen Bereich“ ist und wir zufrieden sein können.
Sei gesegnet!
„Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte“ (Berthold Auerbach).